Orientierungshilfe für Jugendämter zu Kindeswohl bei Aufwachsen in islamistisch oder salafistisch geprägten Familien

Fachliche Unterstützung für die Kinder- und Jugendhilfe

Auf ihrer Sitzung im Mai 2018 hat die Konferenz der Jugend- und Familienminister (JFMK) festgestellt, dass sich die Kinder‐ und Jugendhilfe zunehmend mit dem Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen in Familien mit radikalisierten Eltern, Geschwistern oder anderen Familienmitgliedern konfrontiert sieht. Deshalb ist eine fachliche Orientierungshilfe, vorrangig für Fachkräfte in Jugendämtern, erforderlich. Systemische Ansätze, um innerfamiliärer Co‐ bzw. Folgeradikalisierung entgegenzuwirken, aber auch Mütter‐ und mädchen*spezifische Angebote befinden sich im Stadium erster Praxiserfahrungen. Fachliche Interventionskonzepte, insbesondere familiensystemische und genderreflektierende Ansätze, sind in der Entwicklung. Die Erforschung wissenschaftlich fundierter Grundlagen für die Arbeit mit diesen Familien steckt also noch in den Anfängen.

Um die Bearbeitung des Themas einer multiperspektivischen Zusammenführung der verschiedenen Kompetenz aus Sozial‐, Rechts‐ und Religionswissenschaften sowie aus den spezialisierten Feldern der intensivpädagogischen Radikalisierungsprävention und des klassischen Kinderschutzes zu gewährleisten, hat das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung in Umsetzung des JFMK-Beschlusses die Projektpartner mit der Erstellung einer Orientierungshilfe für Jugendämter zu Kindeswohl im Kontext (islamistisch) radikalisierter Familien beauftragt.

Gewährleistung einer dem Kindeswohl gemäßen Erziehung

Das soll die Orientierungshilfe leisten:

  • Kontext‐ und Begriffsklärung in einem begrifflich vielgestaltigen und unvermeidlich aufgeladenen Feld sowohl von Erziehung und Kindeswohl als auch von ideologischen Bekenntnisinhalten und Verhaltensweisen.
  • Entwicklungspsychologische und rechtliche Grundlegungen zur Gewährleistung einer dem Kindeswohl gemäßen Erziehung bzw. zur Vermeidung von Kindeswohlgefährdung bei Aufwachsen in einer (islamistisch) radikalisierten Familie.
  • Konzepte zu Interventionen in und mit Familien, die in Bezug auf Religion, Weltanschauung und gesellschaftspolitische Dynamiken sensibel sind, im Hinblick auf Kindeswohl und die elterliche Befugnis zur Erziehung.
  • Wege für einen Zugang zu den Familien sowie Zugänge der Betroffenen aus den Familien zu Hilfen aufzeigen.
  • Kriterien zur Gefährdungseinschätzung, zu Ressourcen und Resilienz, Belastungen und Risiken praxisnah darstellen.
  • Unterstützung des Strukturaufbaus in den Ländern zu spezialisierter Beratung durch Aufzeigen von Potenzialen für eine institutionalisierte Kooperation mit Jugendämtern.
  • Hinweise zur Überwindung der Erwartungsdiskrepanzen für die Kooperation zwischen Jugendämtern bzw. Trägern der Erziehungshilfe und den Sicherheitsbehörden.

Projektpartner

Logo SOCLES

SOCLES International Centre for Socio-Legal Studies gGmbH

 

Logo der Türkischen Gemeinde Schleswig-Holstein

Türkische Gemeinde in Schleswig‐Holstein e.V. (TGS‐H)

Laufzeit

November 2019 bis Oktober 2020

Förderung

Logo Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung