Opp.Attune

„Extrem-oppositionelle“ Haltungen im Dialog auflösen: erkennen, moderieren, einhegen

Das EU-Projekt OppAttune betrachtet die Entstehung von „extrem-oppositionellen“ Ideologien und Haltungen – wie auch von protektionistischen Entscheidungsmustern –, entwickelt ein innovatives Handlungsmodell der Moderation/‚Beziehungs-Resonanz‘ und erprobt eine Reihe von (erwachsenen)pädagogischen Verfahren auf nationaler und transnationaler Ebene, die in der Lage sind, die Ausbreitung von extrem-oppositionellen Haltungen einzuhegen. OppAttune – „Opposition Attunend“, d.h. dialogisch moderierte Opposition und soziale ‚Beziehungs-Resonanz‘ – will dazu beitragen, das Vertrauen der Menschen in essenzielle demokratische Abläufe und Einrichtungen wiederzubeleben und Polarisierung zu dämpfen. Erstellt werden soll auch ein interaktiver Online-Selbsttest, „I-Attune“, der den Aufbau von demokratischen Fähigkeiten in unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen unterstützen kann.

OppAttune wird in 2025 eine OppAttune-Sommerakademie für Studierende und Forscher*innen und in 2026 eine OppAttune-Winterakademie für Praktiker*innen sowie politische Entscheidungsträger*innen durchführen. Ferner wird OppAttune evidenzbasierte Empfehlungen und Strategien auf Mikro-, Meso- und Makroebene erarbeiten, um die negativen Auswirkungen von extrem-oppositionellen Narrativen zu begrenzen und dialogische Verfahren, soziale Resonanz und demokratische Strukturen zu fördern. Dies geschieht in einem multidisziplinären Konsortium aus 17 Ländern in der EU und ihrer Umgebung, inklusive des Irak. Als deutscher OppAttune-Partner wird cultures interactive e.V. seine Arbeit am Verfahren der Narrativen Gesprächsgruppen vorantreiben, das zunehmend in ländlichen und kleinstädtischen Regionen sowie interkulturellen (Konflikt-)Kommunen erprobt werden soll. cultures interactive e.V. wird dies in Zusammenarbeit mit dem Friedenskreis Halle e.V. tun, der in Sachsen-Anhalt tätig ist, einem Bundesland, das ein vergleichsweise hohes Ausmaß an Rechtsextremismus zu verzeichnen hat."

Die europäischen Demokratien – und der Fortschritt der europäischen Integration und Vielfalt – sind seit langem und zunehmend durch menschenrechtsfeindliche und demokratieablehnende Haltungen bedroht, wie auch durch einen generellen Mangel an politischem und sozialem Dialog. Existenzielle Unsicherheiten, die sich aus Wirtschafts- und Migrationskrisen sowie aus den Folgen der Klimaveränderung ergeben, haben sich seit kurzem durch die Covid-19-Pandemie verschärft. All dies hat vielfältige gesellschaftliche und multinationale Hindernisse und Widerstände erzeugt – und z.B. zu mehr rassistischem Nationalismus und aggressivem Re-Shoring, d.h. zur aggressiver Re-Lokalisierung von Produktion im Inland, geführt.

Meinungsverschiedenheiten, gegensätzliche Weltanschauungen und oppositionelle Narrative in der öffentlichen Debatte sind für eine funktionierende Demokratie gut und unerlässlich. Jedoch die zunehmende destruktive Polarisierung einer extrem-oppositionellen Wir-Ihr-Logik befeuert den Zerfall von demokratischen Gesellschaften. Verschwörungserzählungen, überhitzte Spekulationen (d.h. „hot cognitions“), pauschaliertes Misstrauen, aber auch systematische Desinformation, hasserfüllte Sprache und Emotionen sowie neue Formen der direkten, destruktiven Aktion tun ein Übriges. Zudem bestehen Missverständnisse darüber, was direkte Demokratie ist und wie sie funktionieren kann. Hieraus können eigentümliche politische Koalitionen und zwiespältige Online-/Offline-Welten der „gefühlten Wahrheit“ entstehen, die – verzahnt mit unbearbeiteter nationalistischer Vergangenheit – tief in den sogenannten Mainstream der demokratischen Gesellschaft hinein reichen. OppAttune will diese Risiken lindern, das demokratische Bewusstsein und die dialogischen Kompetenzen stärken, die transnationalen Freiheiten und Freiheitsrechte hervorheben und die multilaterale gesellschaftliche Kommunikation in der EU fördern.

cultures Interactive e.V. freut sich, als deutscher Partner bei OppAttune mitzuwirken – einem Projekt, das so trefflich die Notwendigkeit unterstreicht, Wege für einen konstruktiven oppositionellen Diskurs und einen verbesserten sozialen Dialog zu erschließen. Denn diese Initiativen schützen davor, die Mechanismen des „Countering“ („Bekämpfens“) überzubetonen, die oft auf unwillkürliche Weise die gesellschaftliche Polarisierung schüren – auch weil „Countering“ häufig zu einer projektiven Verdrängung von eigenen Anteilen am sogenannten ‚Extremismus‘ bzw. von eigenen „extrem-oppositionellen“ Impulsen führt, über die das Projekt zu einer größeren Bewusstwerdung anregen möchte. In Folge dessen wird OppAttune umso besser darauf vorbereitet sein, der bedrohlichen „Versicherheitlichung“ von Bildung, Beratung und Gemeinwesenarbeit Einhalt zu gebieten, die seit der Emphase der Terrorismusbekämpfung ab 9/11 energisch um sich griff und greift.

Projektpartner

  • The Open University, Großbritannien
  • Glasgow Caledonian University, Großbritannien
  • Panteion University, Griechenland
  • The American University of Paris, Frankreich
  • Malmo Universitet, Schweden
  • Österreichische Akademie der Wissenschaften
  • Universita Ta Malta
  • Ozyegin Universitesi, Türkei
  • Istanbul Bilgi Universitesi, Türkei
  • University Of Cyprus, Zypern
  • Institut Jozef Stefan, Slowenien
  • Universidade de Coimbra, Portugal
  • Fondacija Centar Za Medjunarodne I Bezbednosne Poslove, Serbien
  • Kosovar Centre for Security Studies, Kosovo
  • Hammurabi Human Rights Organization, Irak
  • Udruzenje Proni Centar Za Omladinski Razvoj, Bosnien und Herzegowina
  • cultures interactive e.V., Deutschland

Projektlaufzeit

April 2023 bis März 2025

Föderung

Horizon Europe / RIA – Research and Innovative Action