LAP-Projekte
NNK! Be Respect Ed (2011/2012)
Zielsetzung:
Jugendliche im Alter von 13 bis 18 Jahren, mit und ohne migrantischen Hintergrund und aus unterschiedlichen sozialen und kulturellen Milieus sollten in NKK! Be Respect Ed durch jugendkulturelle Workshops in ihrer persönlichen Lebenssituation gestärkt werden. Gleichzeitig sollte ihr Verständnis für zivilgesellschaftliche Teilhabe gefördert werden. Im Rahmen dieser Arbeit wurde ein Peer-Leading Team ausgebildet und qualifiziert, um für ein inter- und jugendkulturelles respektvolles Miteinander im Kiez aktiv zu werden.
Projektbeschreibung:
Es fanden verschiedene Workshops (Streetart, HipHop, Breakdance, Graffiti usw.) statt, in denen die Jugendlichen die Möglichkeit hatten, verschiedene Ausdrucksformen für die jugendkulturelle Kampagne „NNK! Be Respect Ed“ zu entwickeln.
Das Team von Cultures Interactive e.V. setzte in seiner pädagogischen Arbeit den Fokus auf einen intersektionalen Ansatz, um die Verwobenheit von Herkunft, Gender und persönlicher Situation sichtbar zu machen und gruppenbezogene Grenzlinien aufzubrechen. Diese methodische Arbeitsweise, in Verbindung mit jugendkulturellen Ausdrucksformen, sollte es ermöglichen, mit Jugendlichen mit sehr verschiedenen kulturellen, religiösen und gesellschaftlichen Bezügen und sozialen Voraussetzungen zu arbeiten und die Jugendlichen für Möglichkeiten, zivilgesellschaftliche Prozesse aktiv mitzugestalten, zu gewinnen. Die Peer-Leader, die während der Workshops ausgebildet werden, sollten im Anschluss an das Projekt aktiv für ein respektvolles Miteinander unter Jugendlichen im Kiez werben.
Aktivitäten 2011
10–12/2011 Jugendkulturworkshops
Jungen aus dem Jugendclub Manege nahmen an einem Workshop zu Rap und Musikproduktion teil. In diesem Rahmen entstanden Texte zum eigenen Kiez und Respekt. Diese wurden aufgenommen und daraus ein Musikstück produziert.
„Als ich in den Jugendclub Manege kam, wurde ich so freundlich und offen aufgenommen wie noch nie während meiner Tätigkeit als Workshopleiter in einer Jugendeinrichtung. Sowohl die Mitarbeiter*innen als auch die Jugendlichen waren sehr nett und engagiert, mit mir und Sookee gut zusammen zu arbeiten. Wir sind die Themenfindung in der Manege von Anfang an offen angegangen, d. h. wir haben die Jugendlichen einfach gefragt, was sie interessiert und worüber sie schreiben wollen. Manchmal kann das ein sehr zäher und langwieriger Prozess sein, hier aber nicht: Durch die Diskussionen um das Thema Sarrazin und die Morde des NSU war genug Denkstoff vorhanden. Die Jugendlichen wollten also einen Text schreiben, in dem sie darstellen würden, wie sie „wirklich sind“ - entgegen der Darstellung durch Medien und Büchern wie „Deutschland schafft sich ab“.
Interessanterweise war die Reaktion jedoch nicht nur abwehrend und in meinen Augen zu keinem Zeitpunkt aggressiv, sondern sehr konstruktiv und kreativ: Die Jugendlichen wollten zeigen, was ihre Kulturen zu bieten haben, was sie gerne anders verstanden wüssten und wo sie sich falsch verstanden fühlen. Sookee und ich mussten vor allem im technischen Bereich helfen, der inhaltliche Pool an Ideen war voll genug.“ (Kobito, einer der Workshopleiter)
10-12/2012 Entwicklung von Methoden und Projektmodulen auf Grundlage des intersektionalen Ansatzes
11/2011 Schulprojekttag an der Zuckmayer Oberschule
12/2012 Ergebnispräsentation im Rathaus
Aktivitäten 2012
04-12/2012 Rap-Workshops
Im Jugendclub Manege wurde die Arbeit mit den Jungen des Rap-Workshops fortgeführt. Gleichzeitig startete eine Rap-Gruppe für Mädchen. Die Jugendlichen entwickelten Texte, übten das Rappen, nahmen ihre Songs auf und erlernten die Grundlagen der digitalen Musikproduktion. Ein wesentlicher Bestandteil der Workshops war es den Jugendlichen Grundlagen zum Peer-Leader-Training zu vermitteln. Sie werden dadurch in die Lage versetzt, selbst Angebote für Jugendliche zu machen verbunden mit einer Haltung der aktiven Toleranz in Bezug auf Herkunft, Geschlecht und Religion.
„In der zweiten Phase ging es eher um interne Probleme des Jugendclubs: Der alte Träger der Manege sollte gegen einen neuen eingewechselt werden und lange Zeit war unklar, ob die MitarbeiterInnen des Clubs bleiben können und so weiter. Diese Phase hat die Kids in meinen Augen stark politisiert und wieder war die Themenfindung schnell abgeschlossen – und wieder lief die Kritik an den Verhältnissen ausgesprochen konstruktiv ab. Von der Nennung einzelner Instanzen wie dem Jugendstadtrat, dem Beratungsausschuss und anderen politischen „Playern“ in diesem Spiel bis zum Aufzählen der Aktivitäten in ihrem geliebten Jugendclub haben die Jugendlichen wirklich gute Arbeit geleistet – und dabei auf Beschimpfungen verzichtet und stattdessen ihre Ohnmacht beschrieben. Auch hier waren alle Texte darauf ausgerichtet, ein offenes Haus (Stichwort „Jugendtür Auf!“) darzustellen, dass sich gern dem Dialog mit der Politik stellen möchte. Leider wurde darauf nicht eingegangen. Ich bin sehr stolz auf die Jugendlichen, dass sie so versöhnlich und sachlich blieben, als der Rausschmiss ihrer geliebten MitarbeiterInnen über dem Haus schwebte wie ein böser Fluch.
Zeilen dazu: „Hausaufgaben machen wir, MSA schaffen wir // und ihr behauptet, es gäb keine Bildung hier?“
Es hat sich ein toller Zusammenhalt zwischen MitarbeiterInnen und Jugendlichen gebildet, wie ich ihn noch nie (!) vorher in einem Jugendclub gesehen habe. Ich bin sehr froh, dass ich daran teilhaben kann und dort mit den Jugendlichen arbeiten darf.“ (Kobito, einer der Workshopleiter)
„Die Mädchen haben in erster Linie eine Selbstverständlichkeit im Umgang mit dem Studio entwickelt. Sie nutzen es mittlerweile regelmäßig für kleinere und größere Aufnahmen und Freestyslesessions.
Sie haben mit Dan einen „Studioführerschein“ gemacht, bei dem es sowohl um technisches Wissen bezüglich des Equipments geht als auch den Umgang untereinander im Studio (erst fragen, nicht vordrängeln, etc.).
Die Mädchen haben sich mit dem Studio einen Raum angeeignet, der früher nur von den Jungs genutzt wurde. Sie schreiben ihre Texte - eher nebenbei als an festen tagen - und nehmen diese auf. Nach und nach interessieren sich immer jüngere Mädchen für das Rappen.
Über das Verfassen eines Textes habe ich ein Mädchen kennengelernt, die früher kaum sichtbar und dennoch immer vor Ort war.
Im Laufe des letzten Dreivierteljahres ist Rap beispielhaft eine Selbstverständlichkeit geworden, innerhalb derer die Mädchen bzgl. ihrer Entwicklung in vielen Hinsichten einen Schritt nach vorne gemacht haben.“ (Sookee, eine der Workshopleiterinnen)
„Dan, kann ich noch mal? Das macht so Bock!“
"Manege ist der beste Jugendclub
Aber es ist noch nicht Schluss
In der Manege hat man immer Lust
Hier in der Manege gibt es immer Luft
Hier in der Manege kann man gut spielen
Und hier kann man nicht verlieren
Die Kinder sind immer gerne hier
In der Manege tanz ich gern mit dir" (Mardiyeh)
10/2012 Schulprojekttage an der Zuckmayer Oberschule
In 2012 fanden zwei aufeinanderfolgende Projekttage mit 7. und 8. Klassen der Zuckmayer Oberschule statt. Die Jugendlichen konnten sich in Jugendkulturen ihrer Wahl ausprobieren und wurden u.a. mit Methoden des intersektionalen Arbeitsansatzes in Diskussion über ihre Herkunft, ihre kulturellen und religiösen Identitäten und ihr Geschlecht gebracht.
Eine ausführliche Dokumentation der Schulprojekttage ist hier zu finden.
11-12/2012 Selbstbehauptung und Breakdance für Mädchen
Mit diesem Projekt soll ein Raum geschaffen werden, in dem Mädchen aus unterschiedlichen Einrichtungen gemeinsam tanzen und sich austauschen.
11/2012 gemeinsamer Fachaustausch mit ufuq.de
Bei einem gemeinsamen Treffen tauschten die Teams von CI und ufuq.de sich über ihre jeweiligen Arbeitsansätze aus. CI stellte seinen Ansatz der zivilgesellschaftlichen Jugendkulturarbeit sowie einige intersektionale Methoden, die auf diesem Ansatz aufbauen, vor. Ufuq präsentierte seine religionsspezifische Herangehensweise zur Thematisierung von Formen des demokratischen Zusammenlebens und menschenrechtlichen Voraussetzungen (z.B. Gleichberechtigung von Mann und Frau), die auch Teil muslimischer Religion sind, wovon „Brennpunkt-Jugendliche“ häufig wenig Kenntnis haben. Nach der gegenseitigen Vorstellung wurden Schnittstellen für ein gemeinsames Bildungskonzept diskutiert. Die Kooperation wird in 2013 fortgeführt werden.
Methodendokumentation
Im Laufe der Projektzeit von „NNK Be Respect Ed“ wurden unterschiedliche Arbeitsmethoden entwickelt und erprobt. Diesen Methoden liegt der intersektionale Ansatz zugrunde, der es ermöglichen soll in der Arbeit mit den Jugendlichen die Verwobenheit von Herkunft, Gender und persönlicher Situation sichtbar zu machen und zu reflektieren.
Zur Dokumentation dieser Methoden sowie den Schulprojekttagen, an denen diese angewendet wurden, geht es hier.
Kooperationspartner:
Jugendklub Manege, Carl Zuckmayer Schule, ufuq - Jugendkultur, Medien und politische Bildung in der Einwanderungsgesellschaft.
Das Projekt war Teil des Lokalen Aktionsplans Nord-Neukölln.
Mehr Informationen unter demokratische-vielfalt-neukoelln.de