Call of Prev

Game Culture und phänomenübergreifende Prävention

Mit jungen Leuten in ihren Lebenswelten über Demokratie und Menschenrechte in Austausch zu kommen und ihnen neue Perspektiven zu öffnen – das stand im Mittelpunkt des bundesweiten Modellprojektes „Call of Prev“. Als Türöffner für diesen Austausche entwickelte cultures interactive ein interaktives Mobile Game mit einem Editor (ein Game-Gestaltungs-Programm). Dieses Spiel kann – in einem pädagogischen Kontext – mit Tablet und PC genutzt werden.

Durch das Mobile Game werden junge Menschen ab 14 Jahren angeregt,

  • selbst kreativ zu werden und das Spiel mit zu gestalten,
  • eigene Lebenserfahrungen auszutauschen,
  • Handlungsoptionen und persönliche Haltungen zu besprechen,
  • Formen von Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit (GMF), Demokratiefeindlichkeit und Gewaltaffinität zu erkennen und zu bearbeiten.

So können die Jugendlichen ihre Medienkompetenzen erweitern und Erfahrungen der digitalen Selbstwirksamkeit machen. Sie verändern und gestalten die Geschichte und Logik des Spiels selbst mit, außerdem erwerben sie Fertigkeiten im digitalen Game-Design.  Dabei war es das Hauptziel des Projekts, die menschenrechtlichen und demokratischen Haltungen der jungen Teilnehmenden zu stärken und sie für politische oder religiöse Ideologien der Ungleichwertigkeit zu sensibilisieren. Denn auch Gaming wird von einschlägigen Akteur*innen oft als Köder genutzt, um Jugendliche zu rekrutieren. Umso wichtiger sind pädagogische Ansätze, die Game Culture mit der Stärkung von demokratischen und menschenrechtlichen Haltungen zusammendenken.

Bundesweites und phänomenübergreifendes Modellprojekt

Das Projekt folgte einem phänomenübergreifenden pädagogischen Ansatz. Es bot jungen Menschen aus unterschiedlichen sozialen und kulturellen Umfeldern eine Gelegenheit, sich über Erfahrungen und Handlungen von Ausgrenzung und Mobbing sowie über Erlebnisse von Ungleichheit auszutauschen. Auch Erlebnisse der Aufwiegelung und Rekrutierung in manipulative und missbräuchliche Organisationen konnten zur Sprache gebracht werden. Ferner wurden die Gemeinsamkeiten und Wechselwirkungen zwischen rechtsextremen, rassistischen und religiös begründeten Ideologien der Menschenfeindlichkeit erfahrbar gemacht – und lebensweltnah reflektiert.

Hierzu griff „Call of Prev“ auf Methoden des „Game-Based Learning“ zurück, das heißt Aktivitäten des digital basierten Spielens wurden mit der Vermittlung von Inhalten des sozialen und gegenstandsorientierten Lernens kombiniert. Ein besonderer Schwerpunkt lag dabei auf Anliegen des geschlechterreflektierenden Lernens. Mithilfe des Spiels wurden Rollenerwartungen an Mädchen und Jungen aufgegriffen und unterschiedliche geschlechtliche Identitäten angesprochen. 

Weiterbildung von Multiplikator*innen

In Fortbildungen und auf einer Abschlusstagung wurden aktuelle Entwicklungen der Game Culture vorgestellt und diskutiert, wie Gaming in der Präventions­arbeit und der politischen Bildung genutzt werden kann, um menschen­verachtenden und demokratie­feind­lichen Haltungen entgegen­zuwirken. Außerdem konnten so Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Spiel­entwicklung und den Workshops an pädago­gische Fachkräfte weiter­gegeben werden.

Die zwei Projektphasen

Im Projekt erfolgte zum einen (1) die Entwicklung eines erweiterbaren, plattformunabhängigen Mobile Games und Editors, die als Mittel der politischen Bildung und der Prävention von Radikalisierung eingesetzt werden können, und zum anderen (2) die praktische Erprobung des Mobile Games im Rahmen von Seminaren und Workshops mit jungen Menschen aus unterschiedlichen sozialen Kontexten. 

Von 2022 bis 2024 bot cultures interactive zudem bundesweit mehrtägige Jugendworkshops an Sekundar- und Oberschulen, Gymnasien, Gesamtschulen sowie berufsbildenden Schulen und Jugend­einrichtungen an. Die Workshops orientierten sich an den Interessen der Teilnehmenden bezüglich der Kernthemen Identität, Diskriminierung, Erfahrungen und Haltungen von Hass und Gewalt, soziale Netzwerke sowie Gestaltungs­möglichkeiten des eigenen Lebens jenseits von Menschen- und Demokratie­feindlichkeit.
Ziel der Workshops war es, mit den Teilnehmenden innerhalb des bereits bestehenden Mobile Games ein gemeinsames Produkt zu erstellen. Dabei konnte beispielsweise im Editor ein neuer Game-Charakter oder ein narratives Mikroa­benteuer entworfen werden. Im Zuge dessen wurden soziale Erfahrungen der Ausgrenzung oder Feindlichkeit bzw. der Kooperation, Mithilfe und Solidarität in Erinnerung gerufen – und das Game um die jeweiligen persönlichen Perspektiven erweitert. So erlernten die Teilnehmenden digitale Design-Fertigkeiten, während sie gleichzeitig in ihren menschenrechts­orientierten Haltungen gestärkt wurden.

Das Mobile Game wurde auf Grundlage einer Open Source Plattform entwickelt und steht deshalb als Open Educational Ressource (OER) unter MIT-Lizenz der Öffentlichkeit zur Verfügung.

Projektlaufzeit

Januar 2021 bis Juni 2024

Förderung

Logo der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien